„Während der Fahrt nicht mit dem Busfahrer sprechen.“ Schilder mit dieser Botschaft sind aus Bussen nicht wegzudenken. Und es ist – in den meisten Fällen zumindest – allgemein akzeptiert, den Busfahrer nicht abzulenken. Das gilt aber nicht für den privaten Autofahrer, obwohl auch für ihn Mitfahrer ein Ablenkungsrisiko sind. Das zeigen Untersuchungen aus dem Allianz Zentrum für Technik (AZT). Vielmehr wird die soziale Interaktion im Fahrzeug unterschätzt.
Auch Mithören lenkt ab
Wer kennt das nicht während des Autofahrens: Das Handy klingelt. Und egal, ob es das eigene oder das des Mitfahrers ist, der Anruf muss unbedingt angenommen werden. Alles andere wäre doch heutzutage unhöflich, oder? Und es kann natürlich keine zehn Minuten warten, bis man sein Ziel erreicht und den Motor abgestellt hat, um in Ruhe zu telefonieren. Doch: Telefonierende, websurfende oder auch textende Mitfahrer beanspruchen häufig die Aufmerksamkeit des Lenkers. 72 Prozent der österreichischen Autofahrer berichten, dass sie Telefongespräche ihrer Mitfahrer mithören. 70 Prozent sind öfter in intensive Gespräche mit den Mitfahrern verwickelt. Ist anders auch kaum möglich, nicht wahr? Wer allerdings als Fahrer passiv mittelefoniert, läuft Gefahr, mit den Gedanken nicht mehr völlig beim Straßenverkehr zu sein. Vor allem junge Fahrer bis 24 Jahre lassen sich dadurch ablenken. Das Unfallrisiko steigt hier rapide an.
Emotional aufgeheizte Stimmung im Auto
Bei knapp der Hälfte der Befragten kommt es im Auto auch hin und wieder zu aggressiven Situationen, bei 13 Prozent zum Austausch von Küssen. „Emotional aufgeheizte Stimmung im Wagen ist ein besonders gefährlicher Negativfaktor für die Verkehrssicherheit“, erklärt Studienautor und Unfallforscher Dr. Jörg Kubitzki vom AZT und belegt dies mit Zahlen: 49 Prozent der Unfalllenker gaben an, dass dies bei ihnen häufig vorkommt, hingegen nur 32 Prozent der unfallfreien Lenker.
Verantwortungsbewusstsein ist das A und O
„Das Auto ist kein neutraler Ort und kein klinisches Labor, in dem Störfaktoren ausgeschaltet sind. Der Alltag fährt mit, und Gefühle und Stimmung beeinflussen die Fahrerleistung“, so Kubitzki. Für die Nutzung des Smartphones gibt es rechtliche Vorgaben. Es ist aber kaum gesetzlich zu regeln, wie sich Mitfahrer zu verhalten haben. „Ablenkung durch Mitfahrer ist nur schwer zu beeinflussen. Aber die Fahrzeugführer müssen sich bewusst sein, dass sie rechtlich die Verantwortung für die Sicherheit tragen. Sie sind es, die für Art und Ausmaß der Aktivitäten aller anderen Personen im Wagen verantwortlich sind.“ Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr fordern die Experten aus dem AZT außerdem, technische Assistenzfunktionen mit nachgewiesener Sicherheitswirkung verstärkt zu fördern. Notbrems- oder Spurhaltesysteme helfen, ablenkungsbedingte Fehler der Fahrer zu kompensieren.