40 Jahre Partnerschaft für kranke Kinder: Die Allianz und der Lichtblickhof
Was hat Sie ursprünglich dazu bewogen, an die Allianz heranzutreten?
Ich hatte 1982 die Ausbildung zur Hippotherapeutin absolviert und über diese faszinierende Methode mit dem Pferd in der Mütterrunde der Pfarre Unter St. Veit berichtet. Die Mütterrunde war gleich bereit, die Kosten für die Anschaffung eines Pferdes zu übernehmen, aber die laufenden Kosten wie Einstellgebühr, Hufschmied, Tierarzt usw. waren für die Pfarre allein nicht finanzierbar. Da wir von der Pfarre aus ohnehin Kontakt mit der Allianz aufnehmen wollten, meldete ich mich beim damaligen Pressechef Dr. Schoof, stellte mich einerseits als Pfarrgemeinderätin vor und unterbreitete ihm andererseits den Wunsch eines Sponsorings für die Hippotherapie (Heilgymnastik auf dem Pferd).
Nach einigen Gesprächen übernahm die ehemalige Allianz Lebens- und Sachversicherung ab 1. April 1983 die Einstellgebühr für das erste Therapiepferd. Das war der Grundstein, mit dem wir mit der Therapie für die Schüler:innen der körperbehinderten Schule in Wien-Mauer beginnen konnten.
Wie hat sich die Zusammenarbeit mit der Allianz im Laufe der letzten 40 Jahre verändert und welche Meilensteine haben dazu beigetragen?
Den Anfang bildete das Sponsoring für die Unterhaltskosten eines Pferdes. Es zeigte sich bald, dass das Pferd nicht nur körperliche Beeinträchtigungen positiv beeinflusst, sondern auch Lernvorgänge bei intellektuell beeinträchtigten Kindern anregt. So brauchten wir ein zweites Pferd für die Heilpädagogische Förderung. Die Nachfrage war enorm, und auch da erklärte sich die Allianz Lebens- und Sachversicherung 1986 bereit, einen Teil der Kosten für ein zweites Pferd zu tragen. 1990 wechselte ich, als Schulleiterin, in den 2. Bezirk. Da kam die zündende Idee von der Allianz, mich auch dort zu unterstützen. Der Punschstand wurde geboren und das Engagement der Mitarbeiter:innen war umwerfend!
Aus dem Erlös des ersten Punschstandes wurde ein neues Pferd gekauft, dem noch viele folgten. Und aus den weiteren Einnahmen wurde eine Reithalle im 2. Bezirk errichtet. Ein großer Meilenstein war die Aufbauarbeit des Pferdesports bei den Special Olympics (der Olympiade für intellektuell beeinträchtigte Menschen). Schon 1991 konnte ein Schüler eine Goldmedaille bei den internationalen Spielen gewinnen, viele Teilnahmen und Medaillen waren dann fast selbstverständlich! Das Berührendste für mich waren aber immer wieder die vielen schönen Gespräche mit den Mitarbeiter:innen und Agenturpartner:innen der Allianz beim Punschstand, wo Freud und Leid geteilt wurde!
Was sind die größten Herausforderungen, die Sie in Ihrem Wirken als Pionierin des Therapeutischen Reitens (Equotherapie) in Österreich erlebt haben und wie haben Sie diese gemeistert?
Die gesamte Aufbauarbeit konnte ich nur mit der liebevollen Unterstützung meiner Familie leisten. Meinem Mann gebührt dabei besonderer Dank für seine Unterstützung und Mithilfe und meinen Kindern Dank für die Akzeptanz, dass ihre Mutter viel unterwegs war. Die Schulbehörde war zunächst sehr skeptisch gegenüber der Therapie mit dem Pferd, aber dann geschah ein kleines Wunder: 1989 wurde diese Maßnahme mit einem Erlass genehmigt. Es war mir wichtig, dass die Allianz wusste, dass sie auf das richtige Pferd gesetzt hat – im wahrsten Sinne des Wortes!
Damit eine neue Therapie bestehen bleiben kann, braucht es vereinsmäßige Hintergrundarbeit, die viel Zeit und Durchhaltevermögen erfordert. Durch die Aufbauarbeit in den verschiedensten Bereichen der Therapie mit Pferden wurde ich in Österreich von 1990 bis 1994 Präsidentin des Kuratoriums für Therapeutisches Reiten und etwas später Ehrenmitglied. Nach vielen Vorträgen und intensiver Mitarbeit im internationalen Verband für Therapeutisches Reiten FRDI (heute HETI) wurde ich 2003 auf sechs Jahre zur Präsidentin gewählt und konnte so das Wissen, das wir in Österreich erarbeitet hatten, international weitergeben. Eine besondere Freude und Auszeichnung war 2005 die Überreichung des „Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“. Diese Ehrung konnte nur durch die großzügige Unterstützung der Allianz geschehen und damit wurde ein Meilenstein für die öffentliche Würdigung und Anerkennung der Therapie mit dem Pferd gesetzt.
Seit 2004 führt der Verein e.motion mit dem Lichtblickhof große Teile Ihres Wirkens weiter. Sie selbst sind bis heute Präsidentin des Vereins. Wie sieht die Zukunft des Lichtblickhofs aus, und welche Pläne gibt es, um das Angebot zu erweitern?
Das Angebot des Lichtblickhofes hat sich - sehr stimmig - sowohl um die Trauma- als auch Hospizbegleitung für Kinder und ihre Familien im stationären sowie im ambulanten Bereich erweitert – das soll in Zukunft unsere große Stärke sein. Neben den Pferden sind auch Hunde, Katzen, Schafe und Kleintiere dazugekommen, um flexibel auf die Bedürfnisse der gesamten Familien eingehen zu können.
Auf wissenschaftliche Untermauerung der praktischen Arbeit wurde und wird sehr großer Wert gelegt. In den vergangenen Jahren entstanden zahlreiche Forschungsarbeiten und Publikationen, die national wie international viel Anerkennung fanden. Ein großes Ziel wäre es, in diesem Bereich Unterstützer:innen zu finden, die ermöglichen unsere Erkenntnisse im Alltag wissenschaftlich aufzuarbeiten und mit der Gesellschaft zu teilen.