Ernährung und Psyche

Warum ist physiche Bewegung so wichtig für die Psyche?

Diesmal schaffe ich es: Nahrungsaufnahme nur von 10:00 bis 18:00 und in dieser kostbaren Zeit des “Nicht-Hungerns” natürlich auch nur Dinge ohne Zucker, böse Kohlenhydrate oder gefährlichem Fett und mit mindestens zwei Stunden Abstand zwischen den gefühlt mikroskopisch kleinen Portionen. Diesmal muss es einfach klappen mit dem Wunschgewicht!

Kommt dir dieser Gedanke bekannt vor? Kennst du dann auch das Gefühl, dass du dich nach so einem Tag der planmäßigen Nahrungsaufnahme eigentlich nur müde und zittrig fühlst? Gestresst vom strengen Ernährungsplan und unzufrieden noch dazu, weil du nie satt ins Bett gehen kannst?

Okay, die Waage belohnt dich nach wenigen Wochen mit freudig purzelnden Kilos - der tosende Applaus aus dem Umfeld fehlt aber häufig, weil wir zwar an Gewicht verlieren, dafür aber auch an Leichtigkeit und Lebensfreude. Spätestens dann, wenn wir merken, dass wir - wieso geschieht das nur immer wieder - allein durchs Anschauen einer Pizza wieder 1 Kilo zugenommen haben. 

Hier kommt eine relativ junge Wissenschaft ins Spiel - die Ernährungspsychologie. Während Psychologie bisher häufig ausschließlich mit der Behandlung psychiatrischer Krankheitsbilder in Verbindung gebracht wurde, greift die Ernährungspsychologie in ein ganz neues Gebiet ein und erforscht dabei psychologische Aspekte der Nahrungsaufnahme und der Wirkung einzelner Nahrungsmittel auf die Psyche. Und tatsächlich weiß man mittlerweile: Mit Hilfe psychologischer Tricks können wir lernen, unser Essverhalten zu kontrollieren und damit auch einen Einfluss auf unseren Gewichtsverlauf nehmen. 

1. Keine Verbote

    Unser Gehirn ist manchmal wie ein kleines, trotziges Kind, das genau das haben möchte, was verboten ist. Dinge, die unerreichbar sind, lösen in uns einen besonderen Impuls aus, danach zu streben.

Was du tun kannst? Versuche, ein gesundes Mittelmaß zu finden und streiche keine Nahrungsmittel komplett von deinem Plan - es sei denn, du leidest an bestimmten Unverträglichkeiten. 

2. Verwende Nahrungsmittel nicht als Belohnung

Indem wir Essen als Belohnung einsetzen, aktivieren wir in unserem Gehirn das so genannte “Belohnungssystem” - das selbe Zentrum, das auch an der Entstehung von Süchten beteiligt ist. Durch diverse biologische Prozesse fixieren wir uns auf Nahrungsmittel, mit denen wir uns belohnen, noch viel stärker und es fällt zunehmend schwerer, das Essverhalten zu kontrollieren.

Was du tun kannst? Belohne dich auf jeden Fall - aber mit anderen Dingen! Wie wäre es mit einem neuen Sommerkleid oder deinem Lieblings-Smartphone für das Erreichen deines Zielgewichts. 

    3. Verändere deine Gewohnheiten

Sehr häufig essen wir gar nicht, weil wir wirklich hungrig sind, sondern einfach aus Langeweile oder Gewohnheit. Hey, es ist doch gerade Mittagszeit - da muss ich doch jetzt eine warme Mahlzeit zu mir nehmen. Und am Abend zur Prime Time? Da gehört die Packung Chips doch einfach dazu.

Was du tun kannst? Ersetze alte Gewohnheiten durch neue Rituale und versuche, nur dann zu essen, wenn du wirklich Hunger verspürst. 

    4. Lerne, achtsam zu essen und zu genießen

    Warum haben wir Menschen es nur immer so eilig? Wir hetzen von einem Termin zum nächsten, das Smartphone dabei immer zwischen unseren Fingern - es könnte uns doch etwas wahnsinnig Wichtiges entgehen. Dabei essen wir irgendwann zwischendurch - meistens genervt, weil man sich schon wieder um dieses Mittagessen kümmern muss. Die Folge: Wir essen viel zu schnell, viel zu viel und meistens gar nicht das, was wir eigentlich gerne haben.

    Was du tun kannst? Nimm dir Zeit für deine Mahlzeiten und versuche, jeden Bissen ganz bewusst zu genießen. Das schmeckt nicht nur viel besser, wir brauchen auch nicht annähernd so viel davon, um uns satt und glücklich zu fühlen.

    Hast du Lust, gleich direkt an einer Genussübung teilzunehmen? Was du dazu benötigst: 5 Minuten, ein Stück deiner liebsten Nascherei und den folgenden Link: 

    5. Selbstliebe

    Leider steht das Thema Essen für sehr viele Menschen in Zusammenhang mit dem eigenen Körperbild. Kaum ein Brötchen wird zwischen die Lippen genommen ohne den Gedanken “Ach, das wird man heute wieder auf der Waage sehen”. Dies führt dazu, dass wir unsere Ernährung mit negativen Gefühlen verbinden und sich niemals eine Zufriedenheit einstellen kann.

    Was du tun kannst? Du bist so viel mehr als dein Gewicht! Fokussiere deine Aufmerksamkeit auf die Dinge, die du an dir liebst und lerne, deinen Körper zu schätzen… ganz egal, wie perfekt er für andere aussieht! 

Nicht nur die Art und Weise wie wir essen, sondern auch was wir dabei zu uns nehmen steht im Fokus der Forschung von ErnährungspsychologInnen (Althaus & Bermeitinger, 2012). Dabei spielen die einzelnen Inhaltsstoffe eine genauso wichtige Rolle wie die Wirkung von Farben, Gerüchen und Geschmäckern. Eine Gruppe von KöchInnen und PsychologInnen rund um die Professorin Christina Bermeitinger hat beispielsweise versucht, Gefühle wie „Leidenschaft“ oder „Gemütlichkeit“ nach zu kochen. Das dabei entstandene „Kochbuch der Gefühle“ zeigt zahlreiche Rezepte und spannende Erkenntnisse zu diesem Thema.

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