Für viele Familien ist die Reithalle ein Ort, wo Normalität herrschen darf. Alle Familien, die zu uns kommen, zollen dem Leben extrem großen Tribut, als dass das Schicksal sie besonders fordert, sie leben im Ausnahmezustand und können hier Pause davon machen. Ich finde es wunderschön, diesen Menschen etwas an Würde, an Sensibilität, an Demut zurückzugeben. Das ist bei uns anders als in sonstigen Therapieeinrichtungen, wo es darum geht, der Bittende oder derjenige, der ein Defizit hat, zu sein. Bei uns darf man so sein wie man ist, und erst wenn man darauf richtig stolz ist, muss man sich nicht mit der Krankheit oder Behinderung auseinandersetzen. Auf einem Pferd zu sitzen macht einfach stolz – es gibt etwas, das ich oder mein Kind kann. Das ist ein grundsätzlich anderer Ansatz, der vielen Familien hilft, ihre Ressourcen zu entdecken. Ich liebe es, hier mit Menschen die Zeit zu teilen, die das Leben einem bietet und im Regen zu tanzen, so gut man kann.
Ja, genau. Die Tiere sind dabei eine große Hilfe, denn sie nehmen das Leben – das Hier und Jetzt – sehr ernst. Für sie ist das keine Therapie. Wenn ein Kind da ist, ist es für das Pferd in diesem Moment der wichtigste Mensch auf der Welt. Auch das ist heilsam, denn viele unserer Kinder ringen oftmals mit den Fragen „Bin ich in diesem Leben überhaupt willkommen?“ und „Hat noch irgendwas Sinn für mich?“.