Nachhaltig investieren - was heißt das?

Elisabeth Müller von ESG Plus im Interview
Nicht nur, dass mittlerweile mehr als 91,3 Prozent unserer Investments Nachhaltigkeitskriterien entsprechen, mit 52 Prozent wurden erstmals auch mehr als die Hälfte der Kapitalanlagen der Allianz von ESG Plus  als „sehr nachhaltig“ klassifiziert. Doch was bedeutet das eigentlich? Auf Basis des Bewertungsmodells des Wiener Sustainable Finance-Sozialunternehmens wird die ESG-Performance der gesamten Kapitalanlagen in den vier gängigsten Wertpapier-Klassen Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Aktien und Pfandbriefe erfasst. Wie das genau funktioniert erklärt Elisabeth Müller von ESG Plus im Interview.
Elisabeth  Müller ESG Plus
Wir bewerten mit unserem ESG-Modell Staaten, Unternehmen und Pfandbriefe anhand sektorspezifischer Indikatoren aus den Bereichen Umwelt (Ecology – E), Soziales (S) und Governance (G). Im Bereich Umwelt werden zum Beispiel der Einfluss auf das Klima oder die Artenvielfalt analysiert, das S für Soziales beinhaltet Aspekte wie Diversity oder gesellschaftliches Engagement. Unter Governance wiederum fließen Themen ein wie Compliance oder Risikomanagement. Jedes einzelne Investment wird dahingehend analysiert und bekommt einen entsprechenden Wert zwischen 0 und 100. Dabei gilt alles unter 40 als „nicht nachhaltig“, ab einem Wert von 60 gilt ein Investment als „sehr nachhaltig“. 

Wir beziehen unsere Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen, wie zum Beispiel aus Unternehmensberichten, von Eurostat, aus Medien- oder NGO-Berichten. Sie stellen die Grundlagen für unsere Bewertung der Investitionen dar. Bei der Auswahl und Anwendung dieser Indikatoren legen wir ein besonderes Augenmerk auf Transparenz, Materialität und starke Nachhaltigkeit. Das bedeutet konkret, dass wir ausschließlich öffentlich zugängliche Datenquellen heranziehen, dass wir branchenspezifische Indikatoren nutzen, dass wir einen Fokus auf den Impact und das Nachhaltigkeitspotenzial der Branche und des Produktes legen und, dass wir die externe Sicht kritischer Medien und NGOs im Bewertungsprozess berücksichtigen.

Das Modell und die Erstauswahl der ESG-Indikatoren haben wir im Rahmen eines Multi-Stakeholder-Prozesses mit 70 ExpertInnen aus 40 verschiedenen Organisationen aus dem wissenschaftlichen sowie NGO-Bereich und der Praxis entwickelt. Das ESG-Modell wird von uns laufend auf einem aktuellen Stand gehalten, um neuesten Nachhaltigkeitsanforderungen zu entsprechen.

Dies findet vor allem in den Indikatoren der E-Säule, also der Umweltbereiche, Berücksichtigung.  Branchenabhängig werden so beispielsweise Treibhausgasemissionen, Investitionen in z.B. erneuerbare Energien, Zertifizierungen, ein entsprechendes Lieferketten-Management und Mitgliedschaften in relevanten Sektor-Initiativen beleuchtet. Relevante Themenbereiche, die in diesem Zusammenhang vom ESG-Modell aufgegriffen werden, sind beispielsweise Energie und Klima (Energieverbrauch, Anteil an erneuerbaren Energien, Treibhausgasemissionen, Energieeffizienz, etc.), sowie Mobilität, Ressourcenintensität, Landnutzung & Biodiversität und Verstöße gegen Umweltgesetze.
Das kann man sagen, ja! In den letzten fünf Jahren wurden insgesamt bereits 849 Mio. Euro von weniger nachhaltigen Investments zu nachhaltigeren Investments bewegt. Wurden 2019 noch ca. 88% der Kapitalanlagen der Allianz als nachhaltig klassifiziert, so sind es 2020 bereits 91,3 Prozent. Dem 100% Ziel nähert man sich also in einer guten Geschwindigkeit.
Der Allianz kommt als Erstanwender unseres ESG-Modells aus meiner Sicht eine Vorreiterrolle zu, weshalb hier kein unmittelbarer Vergleich mit anderen Finanzunternehmen angestellt werden kann. Das Commitment der Allianz zur laufenden Selbstverbesserung, beispielsweise durch den freiwilligen und dauerhaften Rückzug aus Kohleabbauinvestments in der gesamten Eigenveranlagung und der Zielvereinbarung bis 2030, keine „roten“, also nicht nachhaltigen Investments mehr tätigen zu wollen, zeigt ein Bestreben, die Eigenveranlagung nachhaltig auszurichten, an dem sich andere Unternehmen durchaus ein Beispiel nehmen könnten!

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