- Das globale Geldvermögen der privaten Haushalte stieg 2023 um 7,6 % und glich damit die Verluste des Vorjahres mehr als aus
In Österreich wuchs das Geldvermögen insgesamt um 3,4 %, allerdings nahm es inflationsbereinigt um 4 % ab - Der Klimawandel drückt auf Immobilienwerte je nach Lage und lokalen Transitionsrisiken
- Nach den pandemiebedingten Boomjahren normalisierte sich die Sparneigung
- Mit steigenden Zinsen schwächte sich das Wachstum der privaten Verschuldung weiter ab und erreichte mit 4,1 % weltweit den niedrigsten Wert seit neun Jahren
- Höhere Zinsen belasteten das Immobilienvermögen – der Zuwachs von 1,8 % ist das niedrigste Wachstum seit zehn Jahren
Nach dem starken Rückgang des globalen Geldvermögens[1] der privaten Haushalte in 2022 brachte das vergangene Jahr eine Trendwende: Mit einem Plus von 7,6 % wurden die Verluste des Vorjahres (-3,5 %) wieder aufgeholt. Insgesamt belief sich das gesamte Geldvermögen Ende 2023 auf EUR 239 Billionen. Das ergab die 15. Ausgabe des „Global Wealth Report“ der Allianz, der die Vermögens- und Schuldensituation der privaten Haushalte in fast 60 Ländern analysiert.
Österreich: Kaufkraft des Geldvermögens um 5,2 % unter dem Wert von 2019
Das Geldvermögen der österreichischen Haushalte stieg im Jahr 2023 um 3,4 % und damit deutlich geringer als der regionale Durchschnitt von 5,0 %. Hauptursache war das schwache Wachstum der Bankeinlagen um 1,0 %, Die anderen beiden Vermögensklassen Versicherungen/Pensionen sowie Wertpapiere zeigten sich dagegen von den Rückschlägen des Vorjahrs gut erholt und erzielten Zuwächse von 3,8 % bzw. 6,1 %.
Die frischen Spargelder sanken um 33 % auf 12 Mrd. EUR. Die Rückgänge betrafen alle drei Vermögensklassen, waren aber besonders ausgeprägt bei Bankeinlagen (-51 % auf EUR 3,6 Mrd.). Bei den Wertpapieren fiel der Rückgang moderater aus (-17 % auf EUR 8,7 Mrd.) und war begleitet von einer Umschichtung in Anleihen. Aus Versicherungen/Pensionen wurden sogar Gelder abgezogen, wenn auch nur sehr geringfügig (- EUR 0,1 Mrd.).
Inflationsbereinigt ging das Geldvermögen 2023 weiter zurück, um 4,0 % nach -10,4 % im Vorjahr. Im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie (2019) lag die Kaufkraft des Geldvermögens Ende 2023 damit um 5,2 % niedriger. Die Verbindlichkeiten gingen in Österreich erstmals nach zehn Jahren wieder zurück (-1,6 %). Daraus ergibt sich ein relativ robustes Wachtsum des Netto-Geldvermögens um 5,2 %. Mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 70.410 Euro liegt Österreich auf Platz 17 der 20 reichsten Länder, knapp vor Deutschland (siehe Tabelle).
Klimawandel drückt auf Immobilienwerte – weltweit und in Österreich
Das Immobilienvermögen in Österreich sank im Jahr 2023 um 2,9 %. Aber dieser Rückschlag kam nach Jahren des starken Wachstums, der Wert der Immobilien lag 2023 immer noch über dem von 2021. Die Kosten des Übergangs zu klimafreundlichen Gebäuden sind in Österreich jedoch recht ausgeprägt. Je nach Klimaszenario werden die Immobilienpreise bis 2050 zwischen 14,2% und 24,8% sinken. Der letztgenannte Wert würde umgerechnet 38.090 EUR pro Kopf betragen. Eine ehrgeizige Klimapolitik könnte zu einem starken Rückgang des Energieverbrauchs führen und die Auswirkungen auf die Immobilienpreise minimieren. Die potenziell großen Verluste auf anderen Märkten sind ein klarer Aufruf zu einer effizienten und effektiven Klimapolitik.
Aufschwung in fast allen Ländern der Welt – Wachstumsvorsprung der Schwellenländer sinkt
Die Wachstumsraten der drei großen Anlageklassen unterschieden sich bei globaler Betrachtung deutlich: Wertpapiere (11,0%) und Versicherungen/Pensionen (6,2 %) profitierten vom Börsenboom und höheren Zinsen und wuchsen deutlich schneller als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Dagegen sank das Wachstum der Bankeinlagen nach den pandemiebedingten Boomjahren auf 4,6 % und verzeichnete damit einen der niedrigsten Zuwächse der letzten 20 Jahre.
Der Aufschwung im Jahr 2023 erfasste nahezu alle Länder. Nur zwei Länder – Neuseeland und Thailand – verzeichneten negative Wachstumsraten. Zudem war das Wachstum in allen Regionen relativ einheitlich, nicht zuletzt in Asien und Nordamerika, die beide um mehr als 8 % wuchsen, wobei die USA (8,6 %) noch stärker zulegten als China (8,2 %). Damit ist auch der Wachstumsvorsprung der Schwellenländer gegenüber den fortgeschrittenen Volkswirtschaften wieder deutlich geschrumpft und betrug im vergangenen Jahr nur noch 2 Prozentpunkte. Damit haben die Schwellenländer in sechs der letzten sieben Jahre ihren Vorsprung weitgehend verloren. „Das vergleichsweise schwächere Wachstum der ärmeren Länder spiegelt die neue Realität einer sich fragmentierenden Welt wider“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Bis 2017, dem Jahr, in dem die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China ausbrachen, hatten ärmere Länder noch einen Wachstumsvorsprung von 10 Prozentpunkten oder mehr gegenüber reicheren Ländern. Wir alle werden einen Preis für die Entkopplung zahlen, aber die Schwellenländer leiden am stärksten. Eine weniger vernetzte Welt ist eine ungleichere Welt.“
Normalisierung des Sparverhaltens
Im Jahr 2023 setzte sich nach den pandemiebedingten Boomjahren des Zwangssparens die Normalisierung der Ersparnisbildung fort: Frische Spargelder sanken um 19,3 % auf EUR 3,0 Billionen. Dieser Rückgang ist fast ausschließlich auf die Bankeinlagen zurückzuführen. Per Saldo flossen den Banken weltweit nur EUR 19 Mrd. zu, was einem Einbruch von 97,7 % entspricht. Dafür zeichneten in erster Linie die US-Haushalte verantwortlich, die Einlagen im Wert von EUR 650 Mrd. abzogen. Die beiden anderen Anlageklassen blieben dagegen bei den Sparer:innen beliebt. Die Zuflüsse in Wertpapiere nahmen sogar noch einmal um 10,0 % zu. Allerdings gab es innerhalb dieser Anlageklasse einen bemerkenswerten Favoritenwechsel: Während Aktien auf vielen Märkten per saldo verkauft wurden, griffen die Sparer:innen bei Anleihen dank der Zinswende kräftig zu. Versicherungen/Renten erwiesen sich als relativ robust, der Rückgang der frischen Anlagen betrug weltweit nur 4,9 %.
Private Verschuldung geht zurück
Während sich das Geldvermögen von der Zinswende unbeeindruckt zeigte, wirkte sie sich 2023 deutlich auf die Passivseite der Bilanzen der privaten Haushalte aus: Das Wachstum der privaten Verschuldung schwächte sich weiter ab und erreichte mit 4,1 % weltweit den niedrigsten Zuwachs seit neun Jahren. Insgesamt beliefen sich die globalen Verbindlichkeiten der privaten Haushalte Ende 2023 auf EUR 57 Billionen. Der Rückgang des Schuldenwachstums war im Jahr 2023 in fast allen Regionen zu beobachten. Besonders ausgeprägt war er in Westeuropa und Nordamerika, wo sich das Wachstum auf 1,1 % bzw. 2,9 % mehr als halbierte. Da das nominale Wachstum der globalen Wirtschaftstätigkeit durch die Inflation erhöht blieb, sank die globale Schuldenquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) das dritte Jahr in Folge, und zwar um 1,5 Prozentpunkte auf 65,4 %. Dies war auch mehr als 3 Prozentpunkte niedriger als vor 20 Jahren.
Ein relativ starkes Wachstum der Vermögenswerte und ein relativ schwaches Wachstum der Verbindlichkeiten führten zu einem deutlichen Anstieg des globalen Netto-Geldvermögens (Geldvermögen abzüglich Verbindlichkeiten) um 8,8 %. Insgesamt belief sich das globale Netto-Geldvermögen Ende 2023 auf EUR 182 Billionen; dies entspricht einem Anstieg von fast EUR 15 Billionen gegenüber dem Vorjahr und liegt auch EUR 4 Billionen über dem bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2021.
Niedrigstes Wachstum seit zehn Jahren bei Immobilienvermögen
Die andere Anlageklasse, die unter den steigenden Zinsen litt, waren Immobilien. Sie verzeichneten mit einem Plus von nur 1,8 % das geringste Wachstum seit 10 Jahren; in Westeuropa sanken sie um 2,2 %. Aber auch in der Vergangenheit blieben die Wachstumsraten von Immobilien in den meisten Märkten hinter denen des Geldvermögens zurück; in Nordamerika beispielsweise betrug der jährliche Abstand in den letzten zwei Jahrzehnten fast 1 Prozentpunkt. Dies spiegelt die Tatsache wider, dass die langfristigen Kapitalgewinne bei Immobilien geringer sind als bei Aktien.
Interaktive Allianz Global Wealth Map:
https://www.allianz.com/en/economic_research/research-data/interactive-wealth-map.html
Komplette Studie:
https://www.allianz.com/en/economic_research/insights/publications/allianz-global-wealth-report-2024.html
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[1] Das Finanzvermögen umfasst Bargeld und Bankguthaben, Forderungen an Versicherungsgesellschaften und Pensionseinrichtungen, Wertpapiere (Aktien, Anleihen und Investmentfonds) und sonstige Forderungen.
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